Angst beim Einschlafen
Früher oder später ziehen sie ins Kinderzimmer ein, die Gruselgestalten und diffusen Schatten, die keine Namen haben, aber den Kleinen unheimlich Angst machen. Was hilft, den Spuk zu vertreiben? Auf jeden Fall nicht Sätze wie „Gespenster gibt’s doch gar nicht.“
Einschlafen als Zitterpartie
Plötzlich sind sie da. Sobald es dunkel wird, sitzen sie im Schrank, sie verstecken sich unterm Bett oder lauern hinter Vorhängen. Ganz bestimmt kriechen sie raus, wenn ich einschlafe. Mama, Papa, ich hab solche Angst! Meistens passiert es im Kindergarten- und Vorschulalter, dass die Kleinen Furcht vor Fantasiegestalten entwickeln. Und wenn Geister oder lebendige Schatten ihr Unwesen treiben, dann wird das Ins-Bett-Gehen und das Einschlafen zur Zitterpartie.
Was nimmt dem Kind die Angst?
Kann man doch gut verstehen, oder? Tun wir Erwachsenen das wirklich? Der erste Impuls möchte wahrscheinlich sagen „Schatz, Gespenster gibt’s doch gar nicht“, weil wir Dinge eben rational bewerten. Einem Kind wird dieser Satz die Angst jedoch nicht nehmen. Im Gegenteil, es wird sich nicht verstanden fühlen, im schlimmsten Fall fühlt es sich mit seiner Angst allein gelassen. Was wir uns vor Augen halten müssen: Das Monster mag es vielleicht nicht geben, die Angst davor ist für das Kind trotzdem da und ziemlich real. Das sollte man auf jeden Fall ernst nehmen. Die Kleinen in den Arm nehmen, sie trösten und zuhören.
Kinder ernst nehmen
Experten empfehlen, sich auf die Fantasiewelt der Kinder einzulassen. „Ui, ein Monster unterm Bett? Wie sieht es denn aus? Wollen wir zusammen mal nachschauen?“ Geschichten zu spinnen, nimmt den Spukgestalten oft den Schrecken. Wie ist das Gespenst denn in den Schrank gekommen? Ob es sich wohl auch fürchtet und sich deswegen dort versteckt? Hat das Monster einen Namen? Lass uns herausfinden, ob wir es mit Singen in die Flucht schlagen können. Manchen hilft es auch, den gruseligen Gesellen mittels Papier und Buntstiften ein Gesicht zu geben. So lernt das Kind, dass es selbst etwas gegen die Angst tun kann, und fühlt sich weniger den eigenen Emotionen ausgeliefert. Und es weiß, dass die Angst kein schlechtes oder falsches Gefühl ist, weil Mama und Papa sie nicht als lächerlich abtun. Das macht Mut und stärkt das Selbstwertgefühl.
Woher kommt die Angst?
Doch woher kommt sie, die diffuse Angst vor den Schatten im Schrank? Zunächst: In der Entwicklungsphase zwischen drei und sechs Jahren ist dies tatsächlich nicht ungewöhnlich und muss Eltern nicht gleich beunruhigen. Oft ist sie Ausdruck dafür, wie Kinder in dieser Zeit Erlebtes verarbeiten. Ein Tag eines Kleinkinds ist voller neuer Erlebnisse und Herausforderungen, vor allem voller neuer, verwirrender Gefühle – Zorn über den Streit im Sandkasten, Trauer, weil die Freundin im Kindergarten heute nicht mit einem spielen wollte. Diese Gefühle verunsichern und sind furchteinflößend, weil sie noch nicht richtig verstanden und eingeordnet werden können. Da ist es einfacher, sie auf eine Fantasiegestalt zu übertragen – und schon zieht es ein, das Monster. Ach, nennen wir es doch einfach Karlchen.
Text: Manuela Prill
Lest auch unseren Artikel zu den berühmtesten "Monstern", die in Kinderzimmern lauern:
"Schreckgespenster - Sonst holt Dich der Nachtgiger"