Schreckgespenster

"Dann holt dich der Nachtgiger!"
Einschlafen bei Kindern

Früher war man nicht grad zimperlich, um Kinder zum Bravsein zu bewegen. Vor allem denen, die nicht schlafen wollten, drohte man mit allerlei nächtlichen Schreckgestalten.

Der Nachtgiger ist ein waschechter Franke, je nach Region treibt er auch als Holzgiger oder Noochdgiecher sein Unwesen. Wie er aussieht, weiß niemand so genau, das macht ihn umso unheimlicher. Es heißt, er fresse gerne Kinder, mit Vorliebe die, die nicht artig ins Bett gehen oder nach Anbruch der Dunkelheit noch unerlaubterweise auf den Straßen unterwegs sind. Kleine Beruhigung: Ins Haus kommt er wohl nicht, offenbar wollte man die Kinder in dem Glauben lassen, dass sie nichts zu befürchten haben, wenn sie pünktlich zur Schlafenszeit in ihren Betten liegen. 

In Österreich war der gruselige Nachtkrabb unterwegs, häufig in Gestalt eines rabenartigen Wesens, das sich nachts umherstreunende Kinder krallt und sie von zu Hause fortschleppt. In Thüringen gab’s den Mummelratz, in anderen Gegenden Deutschlands hießen die finsteren Schreckgestalten Busebeller, Butzemann oder Popelmann. Alle frei erfunden und nur erdacht, um Kindern gehörig Angst einzujagen. 

Auch das Sandmännchen war ursprünglich alles andere als der liebe, gütige Kinderfreund, den wir aus dem Fernsehen kennen. In seiner Novelle „Der Sandmann“ zeichnet der Schriftsteller E.T.A. Hoffmann 1816 ein ganz anderes, schauriges Bild: „Der kommt zu den Kindern, wenn sie nicht zu Bett gehen wollen, und wirft ihnen einige Handvoll Sand in die Augen, dass sie blutig zum Kopf herausspringen …“. 

Starker Tobak! Welches Kind soll da bitteschön ruhig schlafen? Zum Glück pustet das heutige Sandmännchen im KIKA nur harmlosen Sand mit ganz viel Glitzer und Sternenfunkel zur guten Nacht.

Text: Manuela Prill

Hilfestellung bei Kindern, die Angst vorm und beim Einschlafen haben findet ihr unter https://www.elternmagazin.info/artikel/angst-beim-einschlafen

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