Sieben Beziehungstipps für Eltern

Wie sich Paare nicht aus den Augen verlieren
Elternzeit

Zwischen Erziehung und Wocheneinkauf kann die Romantik mal liegenbleiben. Laut Statistischem Bundesamt gab es allein 2020 rund 143.800 Scheidungen. Bis zur Scheidung dauerte es im Schnitt zwar 14,7 Jahre, doch so lange muss ja niemand im Ehe-Elend ausharren. Weswegen wir hier sieben Tipps für eine lange und glückliche Ehe (und Beziehungen überhaupt) geben.

1. Rasieren. Auch untenrum.

Vertrauen, Streiten und all dies kommt noch auf dieser Liste, aber wir möchten mit einem sträflich vernachlässigten Punkt beginnen: Körperpflege. Dies gilt auch und besonders für die Herren der Schöpfung. Sprecht mit eurem Partner und fühlt euch in eurem Körper wohl. Aber: Wisst auch, dass auf jeden gemeinsamen Schlabberlook-Sonntag mit dem Bundesjugendspieleshirt von 2003 auf der Couch ein Tag mit Deo, Rasierer und Hemd folgen sollte. Oder zumindest mit einem gewaschenen Shirt, das passt. Und ja, Körperhygiene hört nicht oberhalb der Gürtellinie auf. Wertschätzung beginnt damit, wie man seinem Partner gegenübertritt. Auch im Alltag. Und klar: Wer euch in Jogginghosen nicht liebt, hat euch im Anzug nicht verdient. Aber eben auch: Wer euch in Jogginghosen liebt, hat euch im Anzug verdient.

2. Let’s talk about sex – and do it!

Viele Paare sind unglücklich mit ihrem Sexleben. Zu viel, zu wenig, zu langweilig. Fast jede Woche erscheint eine neue Studie zu der Frage: Wie oft haben glückliche Paare Sex? Miteinander! Was den Druck nicht gerade verkleinert. Denn schlussendlich sind Gespräche über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse der viel wichtigere Faktor als die Stechuhr an der Schlafzimmerwand. Zumal gleich mehrere US-Studien herausfanden: Mehr Sex kann Beziehungen glücklicher machen. Allerdings nur bis maximal einen Beischlaf mit dem Partner pro Woche. Danach ist Sex nur noch für Lust und Laune da.

3. Streiten und vertragen

Wie viele Tipps auf solchen Listen raten zu Freundlichkeit bei Streit? Mehr als genug. Helfen sie? Nein. Denn aufgesetzte Freundlichkeit schlägt nur in passive Aggressivität um. „Du hast ja schon wieder die Wurst nicht in die Tupperdose gepackt, bevor Du sie in den Kühlschrank gestellt hast.“ Ein grundehrlicher Satz. „Ich fände es gut, wenn Du die Wurst in die Tupperdose packst, bevor Du sie in den Kühlschrank stellst. Könntest Du es mir zuliebe beim nächsten Mal tun?“ Der Anpfiff ist in Ehe und Beziehung ein Kunstwerk der Reduktion. Jedes überflüssige Wort ist zu vermeiden. Sag klar, was du willst. Wenn es zum Streit kommt, lass die Fetzen fliegen. (Kein Geschirr!) Das Wichtigste dabei: Vertragt euch wieder. Und nehmt den Ärger nicht in den Alltag mit. Und mal ehrlich: So schwer ist es wirklich nicht, die Wurst einfach in die verdammte Tupperdose zu packen.

4. Gemeinsame Hobbys. Oder auch nicht.

Klassische Pärchenhobbys reichen von der Weinverkostung bis zum Brettspieleabend mit Freunden. Alles legitim, wenn es allen Spaß macht. Auch Ausgefallenes wie Tandem-Bungeespringen oder der gemeinsame Besuch im Swingerclub. Zieht euer Ding durch. Aber überlegt vorher, welche Hobbys sich eventuell nur als Verstärker von Streitpunkten herausstellen. Dann entweder Konflikt vorher ausräumen oder anderes Pärchenhobby suchen. Sonst endet ihr wie diese Paare, die alles, wirklich alles in solchen Räumen vor anderen Leuten austragen müssen. Gerne nur zwischen den Zeilen und angedeutet. Das sorgt nicht nur für schlechte Stimmung in der eigenen Beziehung, sondern verhagelt allen anderen ebenfalls den Tag. Und es interessiert wirklich niemanden, was mit euren Tupperdosen und Wurstwaren daheim abgeht. Sowohl beim Brettspieleabend wie im Swingerclub.

5. Zeit zu zweit einplanen

Sind die Kinder erst einmal da, wird es kompliziert. Besonders wenn die Familie nicht um die Ecke wohnt. Doch die gemeinsame Zeit ist wichtig. Nicht nur für Hobbys oder Sex, sondern einfach mal für Gespräche. Austausch. Formulieren von Wünschen an die Beziehung, den Partner und die Zukunft. Zuhören, was sich der Partner wünscht. Hört sich alles nicht nach viel Aufwand an. Aber Paare sollten dies zur Not mit festen Terminen im Kalender festhalten. Keine Kinder, keine Arbeit, kein Smartphone nebenbei. Volle Aufmerksamkeit füreinander.

6. Arbeitet als Team. Lernt mit Stress umzugehen.

Wenn der Nachwuchs da ist, schwindet nicht nur die Zeit zu zweit. Vielmehr ist jetzt Organisationstalent gefragt. Umso wichtiger, dass Paare als Team zusammenarbeiten. Mit einem gemeinsamen Kalender, in dem alle Termine stehen – wie eben die gemeinsame Zeit als Paar. Aber auch der Tierarzt-Termin mit dem Hund oder das Fußballtraining. Wichtig: Trotzdem reden. Der österreichische Medizin-Nobelpreisträger Konrad Lorenz soll einmal gesagt haben: „Gedacht heißt nicht immer gesagt, gesagt heißt nicht immer richtig gehört, gehört heißt nicht immer richtig verstanden, verstanden heißt nicht immer einverstanden, einverstanden heißt nicht immer angewendet, angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.“ Dagegen hilft nur miteinander reden.

7. Nicht auf Tipps in irgendwelchen Listen hören

Das Netz und die Medien sind voll mit Listen und Formeln für lange und glückliche Beziehungen. Selbst Krankenkassen geben mittlerweile Ratschläge für ein erfülltes Leben zu zweit. Doch die Wahrheit ist: Jede Beziehung ist so unterschiedlich wie die Menschen, die sie führen. Reden und Zuhören sind die vielleicht wichtigsten Mittel. Dies im Alltag nicht zu vergessen, mag schon eine große Herausforderung sein. Doch niemals sollten Dinge unter Druck passieren, sondern beide Partner müssen es wollen.

Text: Alfie Shumway, ELMA #17 August/September 2022

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