Heilig Abend im Krankenhaus

Eine ganz besondere Atmosphäre, die einem viel gibt
Weihnachten im Krankenhaus

Protokoll Manuela Prill, ELMA #13 Dezember 2021

Ulrike Buschmann (54) leitet die Intensivstation der Kinder- und Jugendklinik des Uni-Klinikums Erlangen und hat schon viele Feiertage im Dienst verbracht. Von Freunden und Verwandten wird sie dafür oft bedauert, sie selbst findet das gar nicht schlimm. Schlimm sei es vor allem für die Eltern, deren kranke Kinder nicht daheim feiern können. Dennoch gibt es auf ihrer Station eine schöne Adventszeit und stimmungsvolle Heiligabende.

Wir versuchen die Festtage so schön wie möglich zu gestalten

„Generell ist es in der Klinik so: Wenn es die Therapie zulässt, versucht man schon, die kleinen Patienten an Weihnachten in die Familien zu bringen, und sei es nur für ein paar Stunden oder eine Nacht. Für die, die nicht auf die Normalstation verlegt werden oder nach Hause gehen können, versuchen wir die Festtage so schön wie möglich zu gestalten. Wir dekorieren die Stationen stimmungsvoll, und manche Eltern bringen auch ein Weihnachtsbäumchen mit. Schon in der Adventszeit gibt es einige Events und schöne Angebote für die Kinder, zum Beispiel kommt das Christkind oder der Nikolaus auf die Station. Letztes Jahr war das natürlich sehr schwierig wegen der vielen Corona-Einschränkungen, aber die Erlanger Feuerwehr war zum Beispiel da und hat im Hof Weihnachtslieder gesungen. Am Heiligabend selbst sind primär nur die Familien hier, es geht ruhiger zu, wir dimmen wenn möglich für ein paar Stunden das Licht, damit etwas Weihnachtsatmosphäre aufkommt; das gelingt auf einer Intensivstation nicht immer, aber wir versuchen es.

Schlimmer für die Eltern

Dann gibt es für jedes Kind persönliche Geschenke von der Klinik, viele Institutionen und Unternehmen unterstützen die Kinder- und Jugendklinik dabei mit Spenden, fragen gezielt an, und unser Erzieherteam kümmert sich vorab um die Wünsche der
Kinder. Wir lassen uns auch immer ein bisschen was für die Eltern einfallen, als kleine Geste, und unsere Klinikpfarrerin bietet
einen Gottesdienst an. Ob die Kinder sehr traurig sind, wenn sie an Weihnachten hier sind? Ich stelle mal in Frage, ob es für die kleinen Patienten tatsächlich so schlimm ist. Ich glaube, es sind eher die Eltern oder die Verwandten, die mehr leiden als der Patient selbst. Kinder sind da oft am flexibelsten. Das ist sicher altersabhängig.

Das gehört zu unserem Beruf

Für Grundschulkinder spielen Familientraditionen und Rituale schon eine größere Rolle. Dennoch glaube ich, sie kommen gut zurecht, wenn mal was anders läuft, und wenn man es entsprechend kommuniziert. Je positiver die Eltern das sehen, umso normaler wird es für die Kinder. Aber natürlich: für die Eltern, Geschwister oder Oma und Opa ist es schon eine Mehrbelastung und sehr schwer. An Weihnachten ist man ja generell nachdenklicher, sensibler, selbst diejenigen, die sagen, es sei ihnen egal. Wir müssen die Eltern in dieser Zeit schon noch mehr auffangen als sonst. Aber das ist unser Alltag, und es gehört auch zu unserem Beruf.

Arbeiten an Weihnachten

Mir persönlich hat es nie etwas ausgemacht, an Weihnachten zu arbeiten. Außer als mein Sohn ungefähr drei war, da musste ich drei Spätschichten machen, das fand ich schlimm. Mein Mann ist damals mit dem Kleinen zu den Schwiegereltern gefahren, aber Mama war eben nicht da, das war für alle kein schönes Weihnachten. Ich habe das so gelöst: Ich übernahm den Nachtdienst, der beginnt um 20.45 Uhr. Bescherung, Kirche und gemeinsames Essen kann man so miterleben. Nur mein Mann tat mir leid, der saß an Weihnachten dann abends mit einem schlafenden Kind allein zu Hause. Man braucht schon einen Partner, der das toleriert. Hier auf der Station ist an Weihnachten immer eine sehr besondere, feierliche Atmosphäre, ganz anders als sonst im Arbeitsalltag. Auch im Team ist das spürbar, der Zusammenhalt ist groß, das gibt einem schon sehr viel.”

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