Weihnachten bei der Feuerwehr

Mit Ente auf Bereitschaft
Berufsfeuerwehr Nürnberg

Protokoll Katharina Wasmeier, ELMA #13 Dezember 2021

Mit fast 400 sogenannten „Einsatzbeamten“ hat Nürnberg neben Fürth und Würzburg die größte der drei fränkischen Berufsfeuerwehren. Die fünf über das Stadtgebiet verteilten Feuerwachen sind rund um die Uhr besetzt – Unfälle, Brände oder Gewitterschäden halten sich nicht an Ideen von Feiertagsbesinnlichkeit und Heiligen Abenden. Dass es aber auch hier freilich nicht ganz unweihnachtlich zugeht, erzählen Alexander Batroff und Ingo Nossol, Oberbrandmeister der Feuerwache 4, sowie deren Leiter Horst Gillmeier.

24 Stunden Schicht

„Unsere Schicht beginnt um 7 Uhr 30 und dauert 24 Stunden – ob unter der Woche oder feiertags, spielt da keine Rolle. Bis zum späten Nachmittag gehen alle ihren individuellen Tätigkeiten nach: Geräte müssen geprüft und Berichte geschrieben werden, wir besuchen Lehrgänge und geben Schulungen, es ist immer viel zu tun. Im Anschluss haben wir dann Bereitschaftszeit, was bedeutet, dass alle tun, wonach ihnen ist – aber wenn der Alarm losgeht, heißt es: Raus aus dem Bett oder Fernsehsessel, an der Stange runter zu den Fahrzeugen, rein in die Einsatzkleidung und los.

Mehr als Kollegen

Zu unserer Wachabteilung gehören 35 Feuerwehrmänner und -frauen, die füreinander weit mehr sind als nur Kollegen: Wir sind wie eine Familie – das ist wichtig, denn wir müssen uns blind vertrauen im Einsatz und deswegen gut kennen, wissen, ob es einem Kameraden gerade vielleicht nicht so gut geht, damit wir das berücksichtigen können. Oder uns einfach gegenseitig stützen nach einem belastenden Einsatz. Was wir hier deswegen besonders hochhalten, das sind die gemeinsamen Mahlzeiten: Wir kochen und essen immer miteinander, das schafft Verbindung und Sicherheit auch für den Einsatz. Es gibt Tage, da passiert gar nichts, und solche, da sind wir ununterbrochen auf Achse. Das ist auch an Weihnachten nicht anders, auch wenn es insgesamt ein bisschen ruhiger ist und kaum der klassische Christbaumbrand, zu dem wir gerufen werden. Dafür so ziemlich alles andere: vollgelaufene Keller, Autobahnunfälle, aber auch medizinische Einsätze, denn wir sind alle ausgebildete Rettungssanitäter.

Arbeiten an Weihnachten

In diesem Zusammenhang gab es an einem Heiligen Abend mal einen besonders belastenden Vorfall: Ein Familienvater war beim Weihnachtsessen zusammengebrochen, wir waren für die Reanimation vor Ort – im festlich geschmückten Wohnzimmer
inmitten der Angehörigen. Das war ein traumatisches Erlebnis, das durch unsere gute Kameradschaft aufgefangen werden kann. Durch unseren Schichtplan – auf 24 Stunden Arbeit folgen immer 48 freie Stunden – müssen wir nur alle paar Jahre mal an Weihnachten arbeiten, aber einen Feiertag erwischt man eigentlich immer. Unsere Familien sind das gewohnt, wir auch, das ist nicht schlimm. Es ist nur anstrengend, wenn man nach 24 Stunden Dienst nicht ausruhen kann, sondern mitten rein muss in die Feierlichkeiten. Aber es ist ja auch schön. Und wir hier auf der Feuerwache machen uns ja auch eine gute Zeit.

Weihnachten auf der Feuerwache

Der 24.12. zählt für uns schon als Feiertag, das heißt, wir sind nur in Bereitschaft und machen uns den Tag mit unserer Feuerwehrfamilie schön. Der Tag beginnt meistens mit einem gemeinsamen Frühstück, später wird groß aufgekocht – Ente für alle oder ein gemeinsames Raclette. Wir treffen uns dann in unserem Bereitschaftsraum, der erinnert ein bisschen an eine Kneipe und ist eigentlich recht gemütlich. Mit Weihnachtsbaum und guter Laune ist da schnell Feststimmung. In diesem Jahr wird uns das Nürnberger Christkind besuchen, das ist immer etwas Besonderes, denn dann kommen unsere Familien und Kinder auf die Wache. Naja, bis die Glocke losgeht, dann heißt es für uns natürlich: an der Stange runter zu den Fahrzeugen, rein in die Einsatzkleidung und los. Was uns erwartet, erfahren wir oft erst vor Ort, manchmal gibt es auch irrtümlichen Alarm. Das ist nicht schlimm, so lange keine Absicht dahintersteckt.

2.500 Notrufe täglich

Das bringt uns übrigens auf diejenigen, die hier den gewissermaßen stressigeren Job machen: die in Spitzenzeiten bis zu 13 diensthabenden Kolleginnen und Kollegen in der sogenannten ‚Integrierten Leitstelle‘, also diejenigen, die ans Telefon gehen, wenn ihr 112 wählt. Hier landen nämlich nicht nur die Anrufe aus Nürnberg, sondern auch alle aus der umliegenden Region. Rund 400 000 Anrufe im Jahr, das bedeutet: 2500 täglich! Auch an den Weihnachtsfeiertagen. In diesem Sinne: Fröhliche, stille Weihnachten wünschen wir euch – und uns auch.“

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