Zwillinge

Zwillinge ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Und ihre Eltern kriegen so manchen Kommentar zu hören – ob sie das wollen oder nicht. Viel interessanter ist aber doch die konkrete Frage: Welches sind die größten Herausforderungen, wenn zwei Kinder gleichzeitig am Start sind?

„Solange sie im Kinderwagen sind, wird man schon permanent angequatscht“, erzählt Daniela Paukner. Ja, und das nerve manchmal schon. Inzwischen sind ihre Zwillinge – Basti und Max – zehn Jahre alt und nicht mehr ganz so im Fokus der Öffentlichkeit. Vieles wird besser mit der Zeit, Daniela Paukner sagt sogar: „Manchmal ist es einfacher, Zwillinge zu haben als ein Einzelkind.“ Weil sie sich viel miteinander beschäftigen, voneinander lernen und immer ein Spielkamerad da ist. Aber nochmal zurück zum Anfang. Wie war das damals, als sie erfuhr, Zwillinge sind unterwegs? Nicht unbedingt eine Überraschung, weil es in ihrer Familie bereits Zwillinge gab, dennoch zunächst ein Schock.

Der erste Gedanke: „Wie soll das gehen mit drei kleinen Kindern?“ Denn da war bereits Töchterchen Paula, etwas über ein Jahr alt. Es ging, irgendwie, auch weil Basti und Max recht pflegeleichte Säuglinge waren. „Es war bei uns relativ ruhig, die beiden lagen immer nebeneinander, wachten zur gleichen Zeit auf und haben sich gebraucht, das ist heute immer noch so.“

Man muss nicht von Anfang an alles perfekt machen

Auf die Frage, was in der Anfangsphase die größte Herausforderung gewesen sei, sagt die Wendelsteinerin: „Die Große nicht zu benachteiligen, für alle da zu sein, das war manchmal schon schwer.“ Paula musste früh lernen, selbständig zu sein, konnte zum Beispiel nicht mehr mit im Kinderwagen sitzen. Deshalb sei es wichtig, einen Rhythmus zu finden, damit jedes Kind die gleiche Aufmerksamkeit erhalte und keines zu kurz kommt. Daniela Paukner verteilt ihre Liebe inzwischen auf vier Kinder – fünf Jahre nach den Zwillingen kam Marie auf die Welt. Wie schafft man das? „Man darf sich nicht die Angst machen, dass es zu viel Arbeit wird, man wächst mit der Zeit rein. Man muss nicht von Anfang an alles perfekt machen“, so ihr Rat an werdende (Zwillings)Eltern. Ganz entscheidend auch: Sich nicht scheuen, Hilfe anzunehmen!

Individuum oder Doppelpack?

Eine wertvolle Anlaufstelle für sie war und ist der Zwillingsclub „Engelchen und Bengelchen“, ein Forum und Treffpunkt für Mehrlingseltern in Mittelfranken. Der Verein wurde 1989 gegründet, knapp 120 Familien sind Mitglied. Daniela Paukner bekam dort anfangs ganz praktische Tipps: Wie handhabt man einen Doppelkinderwagen, welche Utensilien brauche ich nicht unbedingt zweifach? Zwei Dinge schätzt sie aber besonders, weswegen sie sich inzwischen selbst im Vereinsvorstand engagiert: den Erfahrungsaustausch mit anderen Zwillingseltern. Und: „Max und Basti werden hier als Einzelne angesehen. Sie sehen, es gibt mehrere von uns, es ist normal.“ Denn das sei tatsächlich ein Problem, mit dem Zwillinge häufig konfrontiert sind: Sie werden von Außenstehenden oft nur als Doppelpack und nicht als Einzelpersonen wahrgenommen.

Doch egal, wie eng die Verbindung zwischen Zwillingen ist, neben dem „Ihr“ darf das „Du“ nicht vergessen werden. Max und Basti finden es toll, Zwillinge zu sein. „Man hat immer jemanden zum Spielen“, sagen sie. Sie machen fast alles gemeinsam, lieben es, sich gleich anzuziehen. Es sei für sie sehr wichtig, sich zu haben, betont die Mama. Auch wenn sie in der Schule eigene Freunde hätten, den anderen in der Nähe zu wissen, sei essenziell. Dennoch haben sie ihre eigenen Interessen. Basti lernt Gitarre, Maxi Kindertuba. „Ihr dürft das, ihr dürft anders sein.“ Ihnen das mit auf den Weg zu geben, darauf legt Daniela Paukner großen Wert.

Text: Manuela Prill