Schöne Schweinerei

Warum Schmutz gesund ist.
Matschige Stiefel

Nicht nur sauber, sondern rein soll alles sein, so sagt’s uns die Werbung. Wir hätten es zur Abwechslung gerne mal porentief schmutzig. Warum? Weil es verdammt Spaß macht, in Matsche zu pampen und durch Pfützen zu springen. Außerdem ist ein bisserl Dreck durchaus gesund.

Schmutz ist gesund?

Hand aufs Herz: Wir Eltern zucken innerlich manchmal schon zusammen, wenn der Nachwuchs sich beim Spielen so richtig einsaut. Dann zücken wir Feuchttücher und denken Sätze wie: „O je, die Flecken krieg’ ich nie wieder raus!“ Wir machen uns Sorgen, sobald die Fingerchen unserer kleinen Schmutzfinken vom Sandkasten ungewaschen im Mund landen. Verständlich, und natürlich ist es wichtig, darauf zu schauen, was genau da an den Händen klebt – Hundekacke, Zigarettenstummel und anderes ekliges Zeugs sind auf Spielplätzen ja leider oft zu finden, und da hört der Spaß wirklich auf. Aber nicht immer muss man gleich das Desinfektionsspray rausholen, wenn die Kids im Matsch buddeln. Zu viel Hygiene und übertriebene Reinlichkeit können schaden. Ein bisschen Dreck ist sogar wichtig für die Entwicklung eines robusten Immunsystems.

Dreck hilft gegen Allergien

Wissenschaftlich genauer untersucht hat das erstmals der britische Epidemiologe David Strachan 1989 mit seiner „Hygienehypothese“. Er vermutete, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen den seit den 1950ern ansteigenden Allergieerkrankungen und den sich stetig verbessernden Hygienestandards in unseren Industrienationen. Strachan fand heraus: Je steriler die Umgebung, in der wir aufwachsen, umso weniger kommen wir mit unterschiedlichsten Mikroorganismen in Kontakt, was das Immunsystem aber dringend braucht, um sich ausgewogen zu entwickeln. Kann es das nicht, kränkelt unsere Abwehr und es ist möglich, dass der Körper sich gegen eigentlich völlig harmlose Stoffe wie Pollen, Gräser oder bestimmte Nahrungsmittel richtet, also allergisch reagiert. Inzwischen gibt es dazu eine Menge weitere Studien, die zu einem ähnlichen Ergebnis kommen. Die Quintessenz: Kinder, die auf dem Land oder auf dem Bauernhof aufwachsen, mit Tieren in Berührung kommen und viel draußen spielen, sind seltener von Allergien und Asthma betroffen als ihre Altersgenossen, die in vergleichsweise keimfreier Umgebung groß werden.

Ergo: Ein bisschen Dreck darf und muss sogar sein. Also, don’t panic, wenn der Schnuller mal wieder vom Boden direkt in den Mund wandert! Wer jetzt Lust bekommen hat kann gleich weiterlesen in unserem Artikel Matschspiele!

Text: Manuela Prill, ELMA #16 Juni 2022

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