Das Bibelmuseum Nürnberg

Ein Museum für das Buch der Bücher
Bibelmuseum Nünberg

Sie ist ein Buch ohne Seitenzahlen, dafür mit unzähligen Versen ohne Reim. Sie ist ein uraltes Geschichtsbuch und mit dem Christentum Stifter einer Weltreligion: die Bibel. In Nürnberg wird ihr seit Anfang des Jahres ein eigener Lehr- und Erfahrungsort gewidmet. Für Kinder eine Schatzsuche – im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein Museum für ein einziges Buch!?!

Hier wird geknetet und gerätselt, gesprochen und gehorcht. Berührt, gefragt – und oftmals auch geantwortet. Wobei sich die Frage stellt: „Ob die Bibel heute noch Antworten geben kann? Sicher. Die Menschen müssen sie sich allerdings erarbeiten. Denn die Antworten sind oft sperrig“, sagt Astrid Seichter, Leiterin des Bibel Museum Bayern, das seit April 2022 in der Nürnberger Innenstadt eine Heimat gefunden hat. Etwas unscheinbar nach hinten versetzt, wartet es im Trubel der City auf Besucher, die den Weg durch das neue Portal finden. Ein Museum für ein einziges, uraltes Buch – was soll das denn? „Die Bibel ist die Basis unserer gesamten Kultur und wirkt bis heute – das meiste wissen wir nur nicht“, erklärt Astrid Seichter. „Unsere Gesellschaft und Ethik sind von der Bibel geprägt.“

Das Bibelmuseum für Kinder

Um das auf einfache Weise und auch für Kinder zugänglich zu vermitteln, haben sich die Religions- und Museumspädagogin und ihr kuratorisches Team allerlei ausgedacht. Vor allem: viele bunte Spuren und eine Schatzkarte. Wer mit ihrer Hilfe die bunten, überall auf Kinderaugenhöhe versteckten QR-Codes findet, kann sich am Audioguide auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Entstehungsgeschichte und die Geheimnisse der Bibel mitnehmen lassen.

Was ist das eigentlich, die Bibel? Heilige Schrift und wichtigste religiöse Textsammlung im Juden- wie auch im Christentum einerseits. Sammlung unzähliger kulturhistorischer, teils uminterpretierter Ereignisse andererseits. Identitätsstifter, Wissenschaftsantreiber. Und eben auch ein Schatz, der immer wieder entdeckt und neu eingeordnet wird. „vielfältig – modern – lebensnah“ lautet das Motto des Museums. Und so zeigt sich auch die Dauerausstellung, die auf zwei verwinkelten Stockwerken Erwachsene und Kinder, Gläubige und Zweifler einlädt, sich auf Spurensuche zu begeben, was gleichwohl wissenschaftlich wie spielerisch geschieht: Beim Bibel-Promi-Quiz finden sich viele bekannte, doch auch ein paar weniger populäre Protagonisten. Hiob oder Noah – wer erkennt’s?

moderne Museumspädagogik

Das Bibel Museum möchte ein spartenübergreifendes Museum sein und verbindet Archäologie, Kulturhistorie und Theologie mit modernster Technik. Lässt uns durch die Geschichte des Buchdrucks blättern wie durch eine (beinahe) original historische Abschrift, zeigt uralte Abzeichen und Symbole, die wir auch heute noch überall finden, und erklärt, wie es dazu kam, dass sich heute jeder und nicht nur reiche Adelige eine Bibel leisten können. Bringt Nürnberger Fundstücke und globale Entwicklungen in einen Zusammenhang und ganz profane Alltagsgegenstände hinter Glas: jahrhundertealte Knochen, uralte Pfandflaschen zeigen die Lebensrealität der Menschen durch die Jahrhunderte – und Fundstücke eines Ortes, an dem seit dem 12. Jahrhundert Menschen gelebt haben.

Denkanstöße

Zwischen Knetsand und Rollsiegeln, die erste Schriften als Lebensausdruck zeigen, und Buchstabenplättchen, die einladen, den eigenen Namen auf Griechisch und Hebräisch zu lernen, „ist unser Museum nicht bequem für Eltern“, so Astrid Seichter. Denn: „Die Kinder werden hier Fragen stellen.“ Was ist der Tod und was kommt danach? Wie geht Auferstehung, und kann ich das auch? Das Bibel Museum Bayern gibt keine Antworten, wohl aber Denkanstöße und Stationen der persönlichen Auseinandersetzung wie auch Erklärungen dafür, wie ähnlich sich Juden, Christen und Moslems bei aller vermeintlichen Verschiedenheit in Wahrheit sind. Eine Betrachtung, die heute aktueller ist denn je und die in kreativ-narrativen Kinder- und Jugendführungen pädagogisch aufbereitet vermittelt wird.

Interessanter als Schule

Viel Input. Aber mit Audio- und Kuschelhöhlen auch Orte der Ruhe und Reflexion. Aber kennen wir das nicht eigentlich alles schon aus dem Religionsunterricht? „Das Museum als außerschulischer Lernort ist doch viel interessanter als Schule!“ weiß Astrid Seichter. Zumal eins, in dem „man alles anfassen darf, was herumliegt“ und in dem die biblische Geschichte mit Playmobil nachgespielt oder als Minecraft-Comic gelesen werden kann. Wichtig ist aber eins: Mit der Kirche hat das Bibel Museum Bayern nichts zu tun. „Wir zeigen den religiösen Kern an der Basis – und nicht, was die Kirche daraus gemacht hat.“

Text: Katharina Wasmeier

Bibel Museum Bayern
Lorenzer Platz 10
90402 Nürnberg
ÖZ Di–Fr 10–17, Sa/So/Feiertage 11–18 Uhr
Eintritt ab 4 Euro (Kinder ab 6 J.)
bibelmuseum.bayern

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