Baby in Beckenlage

Natürliche Geburt bei Steißlage
Mit dem Po voran

Die allermeisten Babys drehen sich gegen Ende der Schwangerschaft in die klassische Geburtsposition, das Baby liegt mit dem Köpfchen nach unten. Etwa fünf Prozent der Säuglinge tun das nicht, sie verharren in Beckenendlage beziehungsweise Steißlage in der Gebärmutter: Der Po des Babys zeigt nach unten. Viele Geburtskliniken raten werdenden Müttern dann zu einem geplanten Kaiserschnitt. Im Klinikum Nürnberg können Schwangere mit Beckenendlage ihr Kind auf natürlichem Weg zur Welt bringen, sofern keine besonderen Risiken für Mutter und Kind vorliegen.

Gründe für die Steißlage

Die meisten Babys nehmen bis zur 35. Schwangerschaftswoche die klassische Startposition für die Geburt ein, einige drehen sich sogar noch kurz vor der Geburt. Doch etwa jedes 20. Kind verharrt in seiner Position und will sich partout nicht mit dem Kopf nach unten drehen. Die Gründe sind vielfältig. „Manchmal ist das Kind sehr groß, sodass es gar keinen Platz mehr für die Drehung hat. In anderen Fällen ist die Nabelschnur für eine Drehung zu kurz“, erläutert Dr. Wolfgang Köhler, Bereichsleiter Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Nürnberg. In wieder anderen Fällen liegt es an der Form der Gebärmutter, weshalb das Baby die Position nicht mehr ändern kann.
 

Alternative zum Kaiserschnitt

Während bei solchen Voraussetzungen in vielen Kliniken oft ein geplanter Kaiserschnitt die erste Wahl ist, bietet die Geburtshilfe des Nürnberger Klinikums Schwangeren an, ihr Kind auch bei Beckenendlage vaginal zu entbinden. „Für einen geplanten Kaiserschnitt besteht aus unserer Sicht nach sorgfältiger Risikoselektion bei den meisten Frauen gar keine medizinische Notwendigkeit“, sagt Dr. Köhler. Um das beurteilen zu können, empfiehlt das Geburtshilfe-Team allen Schwangeren, sich rechtzeitig vor der Geburt im Klinikum Nürnberg, Standort Süd, vorzustellen. Werdende Mütter werden ausführlich beraten, das Für und Wider von Spontangeburt und Kaiserschnitt werden sorgfältig gegeneinander abgewogen. Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind – zum Beispiel, dass das Baby nicht zu viel wiegt oder dass Kopf- und Bauchumfang in etwa gleich sind – und wenn auch bei der Mutter keine Risikofaktoren vorliegen, spricht aus Sicht von Dr. Köhler nichts gegen eine vaginale Entbindung. Die Mehrheit der werdenden Mütter mit Babys in Beckenendlage, die am Klinikum Nürnberg Süd entbinden, entscheidet sich denn auch für diesen Weg: Über 65 Prozent bekommen ihr Baby trotz Beckenendlage ganz klassisch.

Individuelle Entscheidung

„Wichtig ist, dass die Frauen das selbst auch wirklich wollen“, betont Hebamme Susanne Lippl. „Wir finden gemeinsam mit der Schwangeren heraus, was sie sich zutraut“, fährt sie fort. „Die meisten Frauen haben erst einmal Angst, dass der Kopf bei der Geburt steckenbleibt.“ Andere haben die Sorge, dass die Nabelschnur bei der Geburt eingeklemmt werden könnte und das Baby nicht genügend Sauerstoff bekommt. Diese Ängste können das Team um Dr. Köhler und Hebamme Lippl den Frauen oft nehmen. Wer sein Kind aus Beckenendlage ganz klassisch zur Welt bringen will, trifft am Klinikum Nürnberg auf ein sehr erfahrenes Geburtshilfe-Team.

Natürliche Geburt

Während der Geburt aus Beckenend- bzw. Steißlage werden die kindlichen Herztöne – wie bei jeder anderen Geburt auch – genau überwacht. Um die Schmerzen erträglich zu machen, gibt es dieselben Möglichkeiten wie bei einer vaginalen Entbindung bei Schädellage, also intravenöse Schmerzmittel, eine Periduralanästhesie oder Lachgas. Sollte es am Ende doch zu Komplikationen kommen, steht ein multiprofessionelles Team für einen Kaiserschnitt bereit. Auch der Säugling ist in den besten Händen, da das Klinikum Nürnberg über ein Perinatalzentrum Level 1 verfügt, in dem erkrankte Neugeborene behandelt werden können.
Im Klinikum Nürnberg kamen im vergangenen Jahr über 3600 Babys zur Welt – davon 113 in Beckenendlage. Hebamme Susanne Lippl: „Wenn eine Mutter ihren kleinen ,Aussitzer‘ trotz skeptischer Stimmen doch spontan auf die Welt gebracht hat, dann erfüllt sie das mit noch mehr Stolz.“

Text: Sabine Stoll (Klinikum Nürnberg)

Weitere Artikel