Alternativen zum Christbaum
Text Sebastian Plischke, ELMA #13 Dezember 2021
Auch wenn die Rotbuche zum Baum des Jahres 2022 gekürt wurde – für die meisten von uns ist und bleibt der Baum des Jahres: genau, der Christbaum. Laut Überlieferungen anno 1510 in Riga erstmals bunt behängt, ist er seit Ende des 19. Jahrhunderts fester Bestandteil im deutschen Weihnachtsbrauchtum.
So eine Tanne oder Fichte wird aber nicht als Christbaum geboren, sondern hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, bevor Axt oder Motorsäge ihr an den Baumstamm gehen, damit sie dann wie ein stacheliges Plüschtier für ungefähr zwei Wochen in unseren Wohnzimmern steht. Und dann? Dann wird er auf den Christbaumsammelplatz geworfen, um als krönenden Abschluss seines kurzen Lebens durch einen Häcksler gejagt zu werden und als Hackschnitzel zu enden. Nicht so richtig würdevoll. Und nachhaltig gleich gar nicht.
Das kurze Leben eines Christbaums
Es geht aber auch anders. 10 Jahre alt, 1,63 m hoch, 178.333 Nadeln – so steht er da, der durchschnittsdeutsche „Christbaum“. Jedes Jahr gibt es davon ungefähr 30 Millionen Stück, hauptsächlich Nordmanntannen. Für diese immense Menge (für die übrigens grob jeder sechste Baum importiert werden muss, um den Bedarf allein hierzulande zu decken) klettern reichlich Zapfenpflücker in bis zu 60 Metern Höhe durch Georgien, um dort Samen für besonders formschön wachsende und durch späten Austrieb wenig frostgefährdete Exemplare zu sammeln. Dann wird der Baum in Baumschulen herangezüchtet und gepflegt: Seitentriebe wollen regelmäßig gekürzt werden für einen harmonisch runden Wuchs, die Schneisen zwischen den Reihen wollen von Beikraut befreit, die Spitze will davor geschützt werden, dass Vögel sie beim Draufsetzen abbrechen. Und schließlich wird der Zögling gefällt, eingenetzt und in Bau- und Supermärkte sowie Christbaumverkaufsflächen gebracht, nur um nach kurzer Zeit, in der wir ihn liebhaben, oben skizziertes Schicksal zu erleiden.
Aber der Christbaum gehört dazu zum Fest, sagt ihr, schließlich sollen Geschenke, Krippen und die Oma drunterliegen? Dürfen sie. Denn es gibt schöne Alternativen. Nicht dazu zählen wir künstliche Bäume, sind die doch nur unsinniger Einsatz von Kunststoff und Metall komponiert zu einem optisch wenig attraktiven Plastikbaum, der dann auch noch auf Schweröl-Containerschiffen aus zumeist China zu uns kommt. Also: nein.
Alternativen: Baum im Topf und Miet-Bäume
Wenn schon Baum, dann echt. Und mindestens aus regionaler Forstwirtschaft. Da ist es schon um einiges besser, man kauft einen (echten) Baum im Topf – und belässt ihn einfach darin. So kann der Baum, wenn er im Wohnzimmer nicht mehr erwünscht ist, im Garten „übersommert“ werden, um ein Jahr später wieder geschmückt in der warmen Stube zu stehen. Nebenbei können die Kinder so auch mit dem Baum um die Wette wachsen! Nach vier Jahren sollte er jedoch in die Erde. Oder experimentell umgetopft werden. Du wohnst in einer Wohnung ohne Garten? Auch dafür gibt es eine Lösung: der Miet-Baum. Mit etwas Glück bieten lokale Baumschulen diesen Service an, inklusive Lieferung und Abholung.
Ansonsten kann man auf einige Online-Anbieter zurückgreifen.
DIY-Baum
Noch recht neu und dabei so viel besser sind Pfähle aus Holz, in die rings herum auf verschiedenen Höhen Löcher gebohrt werden, die in der Folge Äste von Nadelbäumen aufnehmen, wie sie ohnehin bei beim Stadtgartenamt oder Garten- bzw. Baumpflegern anfallen. Einfach rechtzeitig anfragen oder mal bei der Gartenmülldeponie anklopfen. Oder vorbeifahren. Diese „Baumstämme“ gibt es zu kaufen – oder ganz leicht selbst zu machen und damit noch besser als ein getopfter Baum. Denn diese Variante ist eine wunderbare Gelegenheit, Quality Time mit seinen Kindern zu verbringen und ein Kantholz (am besten aus heimischen Wäldern mit FSC-Siegel) selbst zu bohren, anzumalen und mit Zweigen zu
füttern! Wir sehen, es gibt weitaus bessere Möglichkeiten als die, die man schon immer so macht, nur weil man sie schon immer so macht. Und das freut nicht nur uns, sondern auch die Bäume, die weiterleben dürfen und die so Temperatur sowie Sauerstoffgehalt in der Luft regulieren und dafür ab und zu etwas CO2 zu essen bekommen.